Sehr gerne. Mein Name ist Anne Antic, ich bin 31 Jahre alt. Gemeinsam mit meiner Schwester Nadine Speidel führe ich seit 2015 die GlobalFlow. Gegründet wurde sie im Jahr 2012 von meiner Schwester. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, das vorhandene Potenzial im Abfall zu nutzen. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir dazu Strategien.
Wir wollen weg von dieser linearen Entsorgung hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Aktuell herrscht im produzierenden Gewerbe ein klassisches Werkbankdenken. Das Material kommt in die Produktion rein, wird verwendet, dabei fällt Abfall an, dieser Abfall wird entsorgt – mehr passiert nicht. Derzeit werden nur ca. 12 % der in Deutschland anfallenden Abfälle dem Kreislauf zugeführt. Wir entwickeln mit unseren Kunden Strategien, wie sich Abfälle vermeiden lassen. Wenn das nicht möglich ist, finden wir Wege, wie der Abfall dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden kann. Angefangen bei der Produktplanung über die Einkaufsstrategie bis hin zur Produktion selbst.
Das ist auch zwingend notwendig, denn es gibt nur drei Möglichkeiten, Rohstoffe für die Produktion zu generieren. Zum einen durch den Import: da haben wir allerdings in den letzten Jahren durch Corona oder die Inflation gelernt, dass es nicht so clever ist, sich vom Ausland abhängig zu machen. Dann gibt es die Möglichkeit, Rohstoffe aus dem Boden zu generieren: da Deutschland ein rohstoffarmes Land ist,
geht das hier nicht so gut. Als letztes gibt es die Option, dass wir aus vermeintlichen Abfällen wertvolle Sekundärrohstoffe generieren und diese der Kreislaufwirtschaft zurückführen. Das ist unser Ansatz!
Meine Schwester und ich haben schnell gemerkt, dass bei den Verantwortlichen in den Unternehmen oft Informationsbedarf besteht. Damit nicht jeder einzelne sich alles mühsam zusammensuchen muss, wollen wir dieses Basiswissen dem Anwender komprimiert an die Hand geben. Viele der Informationen im Buch sind Erfahrungswerte, die wir über die letzten zehn Jahre sammeln konnten. Sie zeigen, wie die Theorie einfach in die Praxis umgesetzt werden kann. Damit können Unternehmen schnell Erfolge im Abfallmanagement erzielen.
Ich glaube, dass das Bewusstsein für den Abstimmungsbedarf gar nicht da ist. Wir haben zum einen die Entsorgungsbranche, die hinter den
Unternehmen aufräumt. Im Idealfall sollten die Entsorger bei der Planung oder Einführung von neuen Produkten beratend zur Seite stehen, um direkt die Qualität der Abfälle zu beeinflussen.
Auf der anderen Seite haben die Erzeuger auch noch nicht verstanden, dass ein wirtschaftliches Interesse dahinterstecken muss, den
Abfall so hochwertig – also sortenrein – wie möglich zu sammeln. Nur dann kann er im Kreislauf geführt werden und ist in der Entsorgung kostengünstig. Ich glaube, das ist so ein beidseitiges Thema, welches noch nicht so ganz verstanden wurde, aber jetzt immer mehr in den Fokus rückt, weil die Politik immer mehr Vorgaben erstellt, die erfüllt werden müssen, sodass es zwingend notwendig wird zu Handeln.
Wir sind alle geprägt von Bildern über Müllberge in zerstörter Natur oder Plastik-Teppichen im Meer. Abfall als Thema hat in den letzten Jahren
deutlich an Relevanz gewonnen. Ich glaube aber auch, dass das Wissen über Abfall immer noch sehr begrenzt ist. Angefangen beim Unwissen über die richtige Sortierung von Abfällen bis hin zu irreführender Werbung bei Verpackungsmaterial. Wenn wir uns zum Beispiel anschauen, dass es Unternehmen gibt, die mit biokompostierbaren Kunststoffen arbeiten und damit werben, wir aber in Deutschland keine Anlage haben, die diese Kunststoffe verarbeiten kann, dann ist dadurch nichts gewonnen. Das sind für mich deutliche Anzeichen, dass mehr Aufklärungsarbeit stattfinden muss.
Glücklicherweise bemerken wir aber auch positive Entwicklungen: So verstehen immer mehr Unternehmen, dass es nicht nur ausreicht, den eigens produzierten Abfall vom Hof zu bekommen, sondern dass bereits bei der Planung eines Produktes auch der entstehende Abfall kalkuliert werden muss.
Ich hatte eingangs ja schon gesagt, dass wir ein bisschen blauäugig in das Ganze gestartet sind. Als GlobalFlow gegründet wurde, hätten wir nie gedacht, dass wir mal ein Buch schreiben. Das ist schon cool, wenn wir jetzt sehen, dass wir unser über zehn Jahre lang gesammeltes Wissen in einem so relevanten Praxishandbuch veröffentlichen. Das war natürlich nicht immer leicht, doch wenn ich jetzt zurückblicke und sehe, dass man auch wirklich etwas verändern kann, das motiviert uns unheimlich.
Also natürlich, dass unser Buch ein Bestseller wird (lacht). Von der Gesellschaft wünsche ich mir, dass man Abfall endlich als Ressource versteht und der Entsorgungsbranche die Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringt, die ihr zusteht. Abfälle haben leider immer noch ein schmutziges Klischee und werden schnell mit Dreck verbunden. Aber das mit richtig sortierten Abfällen, Recycling-Verfahren und fachgerechter Entsorgung tagtäglich ein riesiger Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet wird, muss einfach verstanden werden. Vom Gesetzgeber wünsche ich mir gesetzliche Vorgaben, die den Einsatz von Sekundärrohstoffen und Rezyklaten (wiederverwertete Rohstoffe) fördert, weil da einfach noch die Konkurrenz mit dem Primärmarkt zu groß ist. Meiner Schwester und mir wünsche ich weiterhin tolle Projekte und interessante Kunden, mit denen wir unsere Erfahrungen erweitern und teilen können!
Geschäftsführerin GlobalFlow
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